Hallo Steve!
Du warst der junge Frankenhäuser Trainer, der unsere erste Männermannschaft auf Landesebene gebracht hat. Du hast die Mannschaft in der Kreisoberliga übernommen und geformt und hattest einen großen Teil am Aufstieg 2012/13.
Was war deiner Meinung nach das Geheimrezept für den Aufstieg in die Landesklasse?
Steve Göhring: „Das ist mittlerweile natürlich schon etwas her. Ich denke, es haben einfach alle Komponenten, die so ein Erfolg braucht, zueinander gefunden. Wir hatten eine Mannschaft, mit vielen talentierten Spielern aus unserem eigenen Nachwuchs und drei bis vier erfahrene Spieler, die von anderen Vereinen zu uns kamen und auch schon höherklassig gespielt hatten. Alle im Verein haben ihren Teil beigetragen. Der Vorstand konnte schon in der vorangegangen Saison wichtige Spieler für unseren Verein überzeugen. Es wurden tolle Trainingslager organisiert. Das Verhältnis zwischen erster und zweiter Mannschaft war sehr eng zusammen gewachsen. Alle im Verein haben an einem Strang gezogen und wir hatten ja auch schon eine tolle Vorsaison. Die Mannschaft hat sich vom ersten Spieltag an in einen Rausch gespielt und das nötige Quäntchen Glück hatten wir auch auf unserer Seite.“
Das erste Jahr auf Landesebene war hart, am Ende konnte man nur nach Rückzügen die Klasse halten. Wie bewertest du die damalige Hinrunde in der du Trainer warst? Hat man die Liga unterschätzt oder war viel Pech dabei?
Steve Göhring: „Ich denke, dass folgende Faktoren eine wichtige Rolle spielten: Erstens die beiden Klatschen (Pokal gegen den FC Carl Zeiss Jena, erster Spieltag gegen den FSV Wacker 90 Nordhausen II) direkt zu Beginn der Saison. Gegen Wacker verloren wir zu allem Unglück auch noch zwei entscheidende Spieler. Maik Piesche und Felix Hopfe fielen für mehrere Wochen aus. In diesem Spiel hatten wir nur einen Wechsler und so musste ich auch nochmal selbst mit kicken. Wahnsinn! Das bringt mich auch direkt zum zweiten Punkt. Wir hatten nicht die erhofften Verstärkungen vor dieser Saison und uns fehlte definitiv die Qualität. Christian, unser Kapitän hatte vor der Saison gesagt, wir halten die Klasse mit dieser Mannschaft. Da hätte aber alles perfekt laufen müssen. Der letzte mitentscheidende Faktor war einfach auch das Pech in den entscheidenden Spielsituationen.“
Ihr seid damals gegen den FC Carl Zeiss Jena im Pokal gestartet. Wie hast du das Spiel in Erinnerung?
Steve Göhring: „Ich denke es war für die meisten Beteiligten eine runde Sache und natürlich ein unvergessliches Erlebnis. Wann spielt man schon mal in einem Pflichtspiel gegen Carl Zeiss Jena. Aber ich denke, dass das Spiel unserem damaliger Torhüter (Anmerkung d. Redaktion: Martin Andrzejak) auch viel Selbstvertrauen kostete. Das Gespräch vor dem Spiel, zwischen Ede (Anmerkung d. Redaktion: Andreas Ehrhardt), Patrik Sander und mir habe ich auch nicht vergessen.“
Verfolgst du das Geschehen rund um unseren Verein heute noch?
Steve Göhring: „Natürlich drücke ich auch heute noch die Daumen und habe noch gute Kontakte zu vielen Beteiligten. Immer wenn es die Zeit zulässt, schaue ich mir auch noch die Heimspiele der Ersten an.“
Wie schätzt du die Entwicklung des SV Blau Weiß 91 in den letzten Jahren ein?
Steve Göhring: „Die Bedingungen und Voraussetzungen sind seit damals kontinuierlich verbessert geworden. Im Nachwuchs wurden viele neue junge Trainer überzeugt ihren Teil beizutragen. Der neue Kunstrasen spielt sich wirklich hervorragend. Selbst ein so großer Wasserschaden am Vereinsgebäude wurde gemeinsam und mit viel Aufwand bewältigt. Die medizinische Abteilung (Physiotherapie mit Jörg Hannemann und Hannes Bracke) rund um die Männermannschaften sucht sicherlich seinesgleichen in unserer Gegend. Alles Dinge, die anscheinend auch einen super Spieler wie Carsten Kammlott überzeugten.“
Welchem Spieler, den du trainiert hast, würdest du einmal ein besonderes Kompliment für seine Spielweise machen?
Steve Göhring: „Da möchte ich eigentlich nicht nur Einen herausheben. Felix Hopfe konnte wirklich alle Positionen spielen. Kelle (Anmerkung d. Redaktion: Christoph Kell) hatte schon im E-Jugend-Bereich die Ruhe weg. Holger (Anmerkung d. Redaktion: Robert Ränke) läuft seit Jahren schon die Linie hoch und runter und rackert bis zum Umfallen. Maik Piesche und Marian Hartwig beweisen noch heute ihre besonderen Fähigkeiten bei meinen Abgetakelten. Grille (Anmerkung d. Redaktion: Sven Grüllmeyer) spielt selbst mit 47 noch in der Zweiten. Diddi (Anmerkung d. Redaktion: Dietmar Gödicke) vermutlich auch und so einen Einwurf wie von Stefan Rüdiger habe ich selbst im Profifussball noch nicht gesehen. Alles in allem hatte ich in meinen vielen Jahren als Blau-Weiß Trainer, richtig gute Typen dabei.“
2015/16 hast du den Schritt gewagt und den BSV Eintracht Sondershausen in der Thüringenliga als Co-Trainer unterstützt. Wie hast du diese Zeit in Erinnerung?
Steve Göhring: „Bei der Eintracht habe ich viele tolle Menschen kennenlernen dürfen. Dort wird in allen Bereichen hervorragende Arbeit geleistet. Allen voran Matthias Springer. Der lebt diesen Verein und opfert jede freie Sekunde. Die Thüringenliga war eine super Erfahrung, aber der zeitliche Aufwand, den man dafür betreiben muss, stand einfach nicht mehr im Verhältnis. Als ich dann nach Erfurt gezogen bin, war dann Schluss. Da hätte ich nur noch im Auto gesessen.“
Aktuell bist du einer der DFB-Stützpunkt Trainer und leitest zusammen mit Marian Hartwig das Training, welches u.a. in Bad Frankenhausen stattfindet. Hat der Fußball für die Jugend noch den selben Stellenwert wie damals?
Steve Göhring: „Für die Spieler beim Stützpunkttraining hat der Fußball natürlich einen sehr hohen Stellenwert. Sonst würden sie es auch nicht bis dahin schaffen. Ich denke, die spielen genauso oft und gerne wie ich zu meiner Zeit als Nachwuchsspieler. Ob das in den Vereinsmannschaften ähnlich ist, kann ich nicht beurteilen. Wenn ich aber zu Nachwuchsspielen fahre um zu Sichten, sehe ich die selbe Begeisterung von allen Beteiligten wie eh und je. Das wird sich auch nicht ändern. Fußball ist einfach ein geiles Spiel!“
Gibt es auch in unserem kleinen Kreis noch viele junge Talente? Und wenn ja, was würdest du ihnen raten?
Steve Göhring: „Viele richtig gute Talente gibt es nicht, aber der Kyffhäuserkreis bringt immer wieder welche raus. Wenn die ganze Familie dahinter steht, dann landen die Spieler auch bei Rot-Weiß oder in Jena. RB Leipzig ist ja auch nicht so weit weg.“
Wenn du heutzutage Trainer im Männerbereich wärst und eine Spielform wählen müsstest, welche wäre es?
Steve Göhring: „Ich würde die Spielform wählen, die zu meinen Spielern passt. Da würde ich mich nicht festlegen.“
Danke, Steve!