Grüß dich Silvio!
Seit Mai letzten Jahres bist du nun Trainer in Bad Frankenhausen und durftest mit der Mannschaft sowohl erfolgreiche Siege feiern, aber du musstest auch deutliche Niederlagen kassieren. Wir wollen ein wenig zurückblicken. 

Warum wolltest du Trainer werden und was ist dein Ziel?
Silvio Beer: “Mit 31 war für mich, aufgrund einer Knieverletzung, Schluss mit dem aktiven Fußball im Seniorenbereich und für die Alten Herren war ich zu jung. Ganz wollte ich aber nicht mit dem Fußball aufhören und so entschloss ich mich 2014, nach meiner Rückkehr nach Thüringen, Trainer zu werden. Auch einige meiner ehemaligen Trainer haben sicherlich ihren Teil dazu beigetragen. Gerade meine Nachwuchstrainer, insbesondere Joachim Franz oder meine Trainer im Männerbereich Joachim Stiel und Andreas Raiber haben mich mit ihrer Art Trainer zu sein angesteckt. Von ihnen habe ich viel gelernt, sei es auf oder, eben einfach nur zwischenmenschlich, neben dem Platz. Jeder der mich kennt, weiß, dass ich auch heute noch zu allen ein sehr gutes Verhältnis habe und sie mich ebenso in meinen Schritten als Trainer begleitet haben bzw. begleiten.
Mein persönliches Ziel als Trainer ist es, die mir anvertraute Mannschaft zur maximalen Leistung zu animieren und die Spieler und mich weiterzuentwickeln. So lernen alle dazu und haben im besten Fall richtig viel Spaß.” 

Du bist selber nicht nur Trainer, du bist beim NTKFA auch mit für die Trainerausbildung zuständig. Was hat dich dazu bewegt Lehrwart zu werden?
Silvio Beer: Sven Kreidemeier, der damalige Kreislehrwart, holte mich 2015 als Pädagoge und B-Lizenztrainer in das Referententeam des Qualifizierungsausschuss des NTKFA. Diese Möglichkeit und unzählige Unterrichtseinheiten an Wochenenden ebnete mir den Zugang zum Kreissportbund Nordhausen e.V., bei welchem ich nun seit 2017 der Sportjugendkoordinator bin.

Während ich beim Kreissportbund Nordhausen e.V. unter anderem die Grundlagenlehrgänge, Übungsleiter C-Ausbildungen sowie die außersportlichen und sportlichen Fortbildungen organisiere, organisiere im Fußball die Teamleiter – und C-Lizenzausbildung sowie Verlängerungs- und Kurzschulungen in Nordthüringen für den TFV.  Diese Parallelen, die persönlichen Kontakte zu den Fußballvereinen und die Tatsache, dass ich die Möglichkeit erhalten habe, durch mein freiwilliges Engagement einen hauptamtlichen Beruf im Sport  zu erhalten, macht mich demütig und dankbar. Als Sven mir mitteilte, dass er 2020 aus persönlichen Gründen nicht mehr zur Wahl antreten werde, hatte ich beschlossen mich zur Wahl des Qualifizierungsausschussvorsitzenden zu stellen, um auf diesem Weg ein bisschen Dankbarkeit zurückzugeben.”

Im Frühjahr/Sommer des Jahres 2020 hast du den Trainerposten in Bad Frankenhausen angetreten. Rückblickend betrachtet: wie beurteilst du die Entscheidung die erste Mannschaft übernommen zu haben?
Silvio Beer: “Wir haben klasse Spieler, ein starkes Funktionsteam und somit ein sehr gutes Umfeld. Diese Punkte wurden von mir in meine Überlegung vor einem 3/4 Jahr mit einbezogen. Ebenso die Tatsache, was SV BW 91 Bad Frankenhausen e.V. aus sportlicher Sicht in den zurückliegenden Jahren auf die Beine gestellt hat, hat eine große Rolle gespielt. Die damals vorhandene Mannschaft mit ihren Spielern, welche zum Teil vor zehn Jahren noch im Nachwuchs oder in der Kreisoberliga gespielt haben und heute in der Verbandsliga auflaufen, zeigt das Potenzial im Verein und im direkten Umland. Bis zum Lockdown im November 2020 hatten wir einen 24er Schnitt in der  Trainingsbeteiligung. Allein das wünscht man sich als Trainer.”

Was schätzt du an deinem Trainer/Betreuerteam?
Silvio Beer: “Das Betreuerteam ist der Wahnsinn. Alle bringen sich für die Sache ein und ziehen an einem Strang. Dieses Engagement, Mittagessen und Mannschaftsbesprechungen vorbereiten, Platzvorbereitung, Spiele filmen, Öffentlichkeitsarbeit, Spiele vorbereiten etc. sind unbezahlbar und entlasten uns im Trainerteam. Ich denke dies mit einem einzigen Wort zu würdigen, ist das Mindeste. DANKE!”

Du konntest bereits mehrere Vereine trainieren. Was unterscheidet den SV Blau-Weiß 91 Bad Frankenhausen zu den anderen Vereinen, für die du bereits aktiv warst?
Silvio Beer: “Wie bereits oben kurz angerissen, das Drumherum mit dem Funktionsteam. Vom Vereinsvorsitzenden bis zum Platzwart bringen sich alle mit ein, um die Mannschaften zu unterstützen. Ebenso ist der familiäre Umgang miteinander ein ausschlaggebender Punkt, was den Verein von anderen bisherigen Vereinen unterscheidet. Auch die Mannschaft ist etwas besonderes. Hier werden alle Spieler, egal ob jung oder sehr erfahren, mitgenommen und alle unterstützen sich gegenseitig.”

Viele Spieler bewerten das Spiel gegen den FC Thüringen Weida als das Beste der Saison. Welches Spiel war es für dich?
Silvio Beer: “Das Spiel gegen Weida war ein sehr starkes Spiel meiner Mannschaft, dass muss man ganz klar sagen. Auch die Vorbereitungsspiele gegen FC Rot Weis Erfurt oder Fahner Höhe waren starke Spiele, in welchen die Mannschaft zeigen konnte, welche Potenziale in ihr stecken. Jedoch bleibt für mich das Spiel gegen Ohratal das Beste. Nach dem 0:2 Rückstand nach 10 Minuten, welches an das Spiel in Sonneberg erinnerte, zeigten alle meine Spieler, egal ob auf dem Platz oder der Bank, dass sie mit diesem Druck umgehen können. Mit einer mannschaftlich geschlossen Leistung, definiert über faires, körperbetontes und technisch sowie taktisch diszipliniertes Verhalten konnte in diesem Spiel der Bock umgestoßen werden. Am Ende stand das verdiente Ergebnis von 5:2 und die wichtigen drei Punkte auf der Habenseite.”

Worin stecken die versteckten Potenziale der Mannschaft?
Silvio Beer: “Ich bin der Meinung, dass die Mannschaft eine gute Entwicklung gemacht hat, was sie auch auf dem Platz zeigt. Luft nach oben haben wir dennoch. Gerade im gruppen- und mannschaftstaktischen Defensivverhalten müssen wir zwingend arbeiten. Wir bekommen zu einfache Gegentore. Aktuell stehen nach neun Spieltag mit 20:24 Toren zu viele Gegentore auf dem Zettel. Das müssen wir schnellstmöglich ändern, um den aktuellen Tabellenplatz auch zu verteidigen.”

Mit elf Punkten steht unser Team auf einem soliden achten Tabellenplatz. Wie zufrieden bist du mit der bisherigen Spielzeit?
Silvio Beer: “Der achte Platz mit den derzeitigen 11 Punkten ist eine schöne Momentaufnahme. Auf der einen Seite bin ich natürlich stolz, dass die Mannschaft ihr eigens ausgerufenes Ziel – Platz 9 – bis zum Lockdown erreicht und verteidigt hat. Grundsätzlich bin ich aber mit der Mannschaft zufrieden, bauen wir doch regelmäßig auch die jüngeren Spieler und Spieler der Reserve mit in die Mannschaft ein und geben jedem die Chance sich weiterzuentwickeln. Da müssen Fehler auch erlaubt sein.

Auf der anderen Seite sehe ich aber auch die liegengelassenen Punkte gegen Heiligenstadt, Erfurt Nord oder bei Gera-Westvororte. In diesen Spielen hatten wir unsere Chancen, konnten aber kein Profit daraus schlagen. Wenn man die gegnerische Mannschaft auf diese Weise stärkt, ist das für mich richtig ärgerlich. Es hätten locker 3 bis 4 Punkte mehr sein können.”

Der anhaltende Lockdown und das damit einhergehende Sportverbot machen uns allen schwer zu schaffen. Wie sehr vermisst du es die Jungs auf dem Platz zu trainieren? Was fehlt am meisten?
Silvio Beer: “Ich denke hier geht es mir, genauso wie den Spielern. Wir würden gerne raus und das machen, was wir neben unseren Familien, am meisten lieben. Die Jungs, die gemeinsamen Trainingseinheiten, die „Diskussionen“ und die Gespräche nach dem Training vermisse ich. Aber das wird ja hoffentlich bald wieder möglich sein. Ebenso vermisse ich das Klackern der Rollkoffer -lacht-.”

Welchen Tipp gibst du Spielern, um sich bestmöglich auf den Re-Start vorzubereiten?
Silvio Beer: “Die Spieler haben seit Dezember einen Trainingsplan, welchen sie regelmäßigen und im individuellen Rahmen zum Training fordert. Ansonsten sollen sie auch die Zeit mit der Familie genießen, der Re-Start wird uns noch die eine oder andere Überraschung besorgen. Da ich davon ausgehe, dass der TFV als Verband so viele Spiele wie möglich absolvieren möchte und somit Doppelspieltage möglich sind. Ebenso stehe ich mit der Vereinsführungen in Kontakt, um die Möglichkeit des Online-Live-Training zu nutzen. Hier macht der Landessportbund Thüringen ein tolles Angebot für Vereine.”

Danke, Silvio!