Hallo Tim,
du bist 2016 zu unserem Verein zurück gekommen. Du hast als kleiner Junge bei uns das Fußballspielen begonnen und bist dann zum FC Carl Zeiss Jena gewechselt.

Wie groß war der Traum vom Proffußball, als du ein kleiner Junge warst?
Tim Ihling: “Der Traum vom Profifußball war auf jeden Fall sehr groß. Ich denke so gut wie jeder Fußballer kennt das Gefühl als kleiner Junge vor dem Fernseher zu sitzen und Bundesliga oder Champions League zu gucken und sich dabei vorzustellen dort selbst auf dem Rasen zu stehen.  Die Stadien, die Fans, das ist schon unglaublich.”

Wie war deine Zeit beim FCC und was war das Wichtigste, dass du gelernt hast?
Tim Ihling: “Meine Zeit beim FCC war sehr durchwachsen. Wie fast überall gab es Höhen und Tiefen aber vor allem war meine Zeit in Jena sehr lehrreich. Eine einzige wichtigste Sache lässt sich da schwer definieren. Im Grunde genommen gibt es viele Kleinigkeiten, die man auf dem Platz , aber vor allem auch fernab des Platzes dazulernen konnte. Das Internatsleben, das Training, eine neue Umgebung und neue Leute sind alles Faktoren, die eine wichtige Rolle in meiner Entwicklung gespielt haben und Erfahrungen mit sich gebracht haben.”

Du warst in der Woche dauerhaft in Jena und hast im Fußballinternat gelebt. Wie sah ein Tag damals aus?
Tim Ihling: “Der erste Weg war in die Kantine zum Frühstück. Danach ging es dann ab in die Schule. Manchmal stand bereits nach den ersten beiden Schulstunden auch schon das erste Training an. Danach gab es dann Mittag und anschließend ging es wieder in Schule. Nach der Schule ging es wieder aufs Trainingsgelände zur zweiten Trainingseinheit. Anschließend war auch meist direkt schon Abendessen angesagt. Die restliche Zeit des Tages wurde dann entweder was für die Schule gemacht oder mit ein paar Kumpels im Internat abgehangen.”

Der HSV, Hertha BSC oder Hannover 96 waren damals deine Gegner in der A-Junioren Bundesliga. Gab es während deiner Zeit in Jena ein Spiel, das dir ganz besonders in Erinnerung geblieben ist?
Tim Ihling: “Es sind eher mehrere Spiele bzw. Situationen, die mir besonders in Erinnerung geblieben sind. Allem voran natürlich die Derbys gegen Rot-Weiß, die waren immer ein Highlight. Zu dieser Zeit habe ich noch fast ausschließlich Stürmer gespielt und wenn man dann wichtige Tore in wichtigen Spielen schießt, erinnert man sich umso lieber daran zurück. Zudem erweckt natürlich der Gedanke an jedes einzelne Jugend-Bundesliga Tor (so viele waren es ja nun nicht) ein ganz besonderes Gefühl. Am meisten das Erste, welches mir damals in der B-Jugend gegen Cottbus gelang.

2015/16 bist du im Winter zum SV Schott Jena gewechselt. Wie kam es dazu?
Tim Ihling: “Erst einmal war meine Spielzeit beim FCC von vielen Verletzungen und Erkrankungen geprägt, welche mich (fast schon regelmäßig) zurückgeworfen haben. Zudem bringt der Schritt in die nächsthöhere Jugend meist auch einen neuen Trainer mit sich. Wenn die Chemie und noch ein paar andere Dinge im Verein oder der Mannschaft nicht mehr passen und man eher Frust als Lust entwickelt, ist das meist ein Zeichen neue Wege zu gehen. Priorität hatte zu diesem Zeitpunkt für mich das Abitur. Da ich einen freien Kopf brauchte und das beim FCC für mich zu dieser Zeit absolut nicht mehr möglich war, entschloss ich mich dazu zum SV Schott zu wechseln. Dort hatte ich zwar eine sehr kurze aber dafür echt witzige Zeit.”

Das Thema Profifußball war damit zunächst einmal vom Tisch. Wie nah war man damals am großen Traum und wann hast du realisiert, dass es nicht sein sollte?
Tim Ihling: “Vom großen Traum war ich noch ziemlich weit entfernt. Vielmehr habe ich einen kleinen Schritt in die richtige Richtung gemacht und konnte dadurch wichtige Erfahrungen sammeln. Nach bzw. während meinem ersten Jahr in der A-Jugend haben sich mehrere Dinge in eine ungeplante und unerwartete Richtung entwickelt und auch meine persönlichen Ansichten haben sich dem entsprechend geändert. Somit wurde mir klar, dass ich auf jeden Fall erstmal eine Auszeit vom leistungsfixierten Fußball brauche und dass das natürlich auch das Ende bedeuten konnte.”

Welche deiner ehemaligen Mitspieler spielen heute höherklassig?
Tim Ihling: “Da gibt es mehrere die in der 3. Liga oder Regionalliga kicken. Beispielsweise ein Maurice Hehne oder Maximilian Wolfram, die beim FSV Zwickau in der 3. Liga kicken oder ein Timo Mauer, der aktuell beim ZFC Meuselwitz spielt und zwischenzeitlich in Chemnitz und Paderborn unter Vertrag stand.”

Nach dem SV Schott Jena führte dein Weg wieder zurück zu uns. Du warst damals eine der ersten „großen“ Verpflichtungen für den Verein, die fußballerisch das Ruder in der Landesklasse rumreißen sollten. Wie hat sich der Wechsel zu uns zurück angefühlt?
Tim Ihling: “Der Wechsel zurück zu Blau-Weiß hat sich für mich wie nach Hause kommen angefühlt. Hier habe ich das Kicken gelernt, hier bin ich aufgewachsen, hier kenne ich die Leute und die Umgebung und hier werde ich meine Schuhe auch an den Nagel hängen.

Vom Abstiegskandidaten der Landesklasse in die Thüringenliga. Wie fühlt sich diese Entwicklung, an der du ebenso einen Anteil hast, an?
Tim Ihling: “Die Entwicklung hier ist großartig. Die gesamte Vereinsstruktur ist bombe. Der Vorstand, die Betreuerinnen, die Physios, die Trainer und natürlich auch die Mannschaft leisten eine tolle Arbeit. Alle ziehen an einem Strang und der Zusammenhalt ist genauso wie es sich für eine Fußballmannschaft bzw. einen Verein gehört. Ich denke, dass genau dieser Zusammenhalt und das damit einhergehende familiäre Gefühl ausschlaggebend dafür sind, Krisen überwunden zu haben und eine so positive Entwicklung zu nehmen.”

In dieser Saison durftest du schon mehrfach die Kapitänsbinde unserer Verbandsligaelf tragen. Was war das für ein Gefühl?
Tim Ihling: “Meine Freunde als Kapitän auf den Platz führen zu dürfen war schon ein echt tolles Gefühl und eine große Ehre für mich. Natürlich nur solange bis Aui wieder an Bord ist. Er ist und bleibt für mich unser Capitano. In diesem Sinne natürlich vielen Dank an die Trainer für ihr Vertrauen, mir die Binde zu überlassen und einen schönen Gruß an Aui.”

Rückblickend betrachtet: welches Spiel mit Bad Frankenhausen war das Beste?
Tim Ihling: “Es ist total schwer sich hierbei auf ein Spiel zu beschränken. Wenn ich mich aber für ein Spiel entscheiden müsste, dann wohl das Auswärtsspiel gegen An der Lache Erfurt, in dem wir unseren Aufstieg in die Thüringenliga fix gemacht haben. Zumindest war das das geilste Spiel. Den besten Fußball haben wir meiner Meinung nach jedoch beim 2:0 Heimsieg gegen Erfurt Nord gespielt.”

Du gilt als Motivator auf und neben dem Feld. Wie wichtig ist es, sich und seine Mannschaft mental richtig auf ein Spiel einzustellen?
Tim Ihling: “Enorm wichtig. Die meisten Spiele werden meiner Meinung nach nicht auf dem Feld, sondern bereits im Kopf entschieden. Umso wichtiger ist es also, dass jeder Einzelne an sich, an das Team und an den Sieg glaubt und auch nur diesen akzeptiert.”

Danke, Tim!